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Der Prinz, der keiner mehr sein wollte

Kapitel 1


Als Loki noch Prinz hieß, war er nur ein Schatten seiner selbst. Ein zerzaustes Wollknäuel, mehr Filz als Fell, mit traurigen Augen, die schon zu viel gesehen hatten. Niemand wusste genau, was er durchgemacht hatte, nur dass er viel zu früh aufgehört hatte, auf Menschen zu vertrauen. Jede ausgestreckte Hand ließ ihn zusammenzucken. Zärtlichkeit war ihm fremd geworden.


An dem Tag, als er zu uns kam, begleitete ihn eine Dame vom Tierschutz. Es war ein kühler Abend, und die Luft war voller Fragen – zumindest für mich. Mein Herz schlug schnell, ich wusste nicht, was uns erwarten würde. Und dann kam er. Nicht stolz, nicht königlich, sondern vorsichtig, geduckt, fast als wolle er sich unsichtbar machen.


Sein Blick traf meinen. Und da war kein Funkeln. Kein Funke. Nur Misstrauen, Müdigkeit, Misstrauen. Als wollte er sagen: „Noch eine Station? Noch ein Versuch? Was soll ich hier?“


Aber manchmal beginnt eine Geschichte nicht mit einem Knall, sondern mit einem Flüstern.


Ich, Susan, war nicht die perfekte Heldin. Mein Körper zitterte oft, mein Schritt war unsicher. Parkinson hatte mein Leben leiser gemacht, aber nicht mein Herz. Vielleicht war es genau das, was uns verband – zwei Wesen, beide gezeichnet vom Leben, beide auf der Suche nach etwas, das sie verloren glaubten.


Wir nannten ihn Loki. Nicht weil er ein Schalk war, sondern weil selbst Götter zweite Chancen verdienen. Und vielleicht – ganz vielleicht – war er nie ein Prinz. Vielleicht war er immer schon ein kleiner Gott, gefallen, gebrochen, und nun bereit, neu zu leben.

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