Lokis Blick
- Susan Richter
- vor 7 Tagen
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Kapitel 3
waren die kleinen Dinge, die Susan und Loki miteinander verbanden. Jeden Morgen, wenn der Tag begann, wusste Loki genau, was ihn erwartete. Es war Teil ihres Rituals, das sich allmählich in ihren Alltag eingeschlichen hatte. Wenn sie aus dem Keller kamen, wartete Loki bereits auf dem Parkplatz. Ungeduldig drehte er sich im Kreis, als würde er darauf warten, dass Susan endlich kam, um ihm die Leine anzulegen.
Susan trat aus der Tür, langsam und ruhig, damit er die Zeit hatte, sich zu beruhigen. Sie wusste, dass er ungeduldig war und es ihm half, wenn sie ihm die Führung gab, ohne ihn zu drängen. Sie legte die Leine an und sah ihn an. Dann sagte sie leise und sanft: „Lauf.“
Mit diesen zwei Worten war es, als würde Loki sich von einer unsichtbaren Hand angestoßen fühlen. Er sprang förmlich auf, seine Ohren gespitzt, und setzte sich in Bewegung. Er lief voraus, mit einem klaren, schnellen Schritt. Für einen Moment war er derjenige, der das Tempo bestimmte. Doch Susan wusste, dass es nicht lange dauern würde, bis er wieder langsamer wurde. Er hielt immer wieder an, schnüffelte am Boden oder beobachtete aufmerksam die Umgebung.
Es war ein Spaziergang in seinem eigenen Tempo, ein Spaziergang, der ihm gehörte, bei dem er nicht hetzen musste. Doch jedes Mal, wenn sie den Eingang ihres Gartens erreichten, setzte Loki sich ohne Vorwarnung hin. Es war sein Moment, um innezuhalten, den Spaziergang zu reflektieren oder einfach die Welt um sich herum zu beobachten.
Susan blieb geduldig neben ihm stehen. Sie sprach kein Wort, sondern verweilte einfach in seiner Nähe. Sie wusste, dass er sich noch nicht für die Nähe eines Menschen öffnen konnte, dass er nicht bereit war, sich anfassen zu lassen. Und so ließ sie ihm den Raum, den er brauchte. Statt ihn zu berühren, sah sie ihm einfach zu, während sie ruhig an seiner Seite stand. In diesem Moment gab es keine Eile, keine Erwartungen – nur das gemeinsame Dasein.
„Lauf, Loki“, sagte sie schließlich wieder, als sie die Leine abnahm, und ohne Zögern erhob er sich. Er blickte kurz zu ihr, als wolle er sicherstellen, dass sie ihm folgte, und lief dann wieder voraus, als ob der Weg für ihn noch weiter ging.
Und obwohl der Spaziergang für sie beide zu Ende war, war es mehr als das. Es war eine Reise des Vertrauens, bei der sie sich gegenseitig respektierten und in ihrem eigenen Tempo gingen. Für Susan war dieser Moment ein wichtiger Teil ihres Weges – es ging nicht darum, wie schnell sie liefen oder wie weit sie gingen. Es ging darum, miteinander zu gehen, jeden Schritt gemeinsam zu erleben.
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