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2.3. Ein Geheimnis gelüftet


Susan konnte nicht länger schweigen. Der Druck, das Geheimnis ihrer Parkinson-Erkrankung außerhalb ihrer kleinen Familie für sich zu behalten, lastete schwer auf ihr. Mit zittrigen Händen wählte sie die Nummer ihrer Schwiegermutter. Als diese abhob, entschied sich Susan dafür, direkt zur Sache zu kommen.


"Sitzt du?" fragte sie unverblümt.


"Ja, warum?", kam die misstrauische Antwort.


"Ich habe Parkinson", platzte es aus Susan heraus, ähnlich wie wenn sie zugegeben hätte, die Kekse vor dem Abendessen gegessen zu haben.


Am anderen Ende der Leitung herrschte Stille. Dann hörte sie ihre Schwiegermutter zwischen Unglauben und unfreiwilligem Lachen stottern: "Nee, echt jetzt?"


"Ja, echt", bestätigte Susan nüchtern. "Ich dachte, ich bringe etwas Abwechslung in unsere Gespräche. Das Wetter oder Omas Kuchenrezept waren mir einfach zu langweilig."


Ihre Schwiegermutter lachte nervös. "Du hast wirklich eine einzigartige Art, Dinge anzusprechen, Susan. Das muss man dir lassen."


"Tja, ich dachte, ich komme gleich zur Sache, bevor ich mich in sentimentalem Kitsch verliere."


Ein stummes "Mhm" kam als Antwort, gefolgt von einem leichten Seufzen. Susan wusste, dass ihre Schwiegermutter sprachlos war.


"So, nun weißt du Bescheid", sagte Susan sanft. "Außerdem brauche ich dich noch eine Weile. Du kannst nicht einfach abtreten, bevor ich es tue. Du hast hier noch eine Aufgabe. Verstanden?"


"Du bist mir gut...", murmelte ihre Schwiegermutter, offensichtlich zwischen Schock und einem unfreiwilligen Lachen hin- und hergerissen.


Nachdem Susan ihre Schwiegermutter mit ihrer schonungslosen Offenheit überrollt hatte, lächelte sie, obwohl ihre Schwiegermutter es nicht sehen konnte.


"Ein bisschen Dramatik und theatralische Übertreibung", dachte Susan schmunzelnd, während sie ins Telefon grinste. "Der nächste bitte, ich bin gerade so schön in Fahrt."


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