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Verwandlung


Gestern hatte ich einen wunderbaren Austausch mit jemandem, der Interesse an meinem Arni zeigte – so heißt mein Auto. Lustigerweise sprachen wir kaum über das Auto. Am Ende ging es um Kunst. Meine Kunst.

Und heute Morgen las ich meine alten Blogeinträge und bemerkte meine Verwandlung. Von einer Maschine zu einer Frau mit Handicap. Es hat mich berührt, meine eigenen Zeilen zu lesen – wer hätte gedacht, dass ich mich selbst einmal so tief treffen könnte?

Vielleicht war ich früher wirklich eine Maschine. Funktionierend, effizient, programmiert auf „alles im Griff“. Gefühle waren eher ein Nebengeräusch – wie das Brummen des Motors, das man erst bemerkt, wenn er ausgeht.

Jetzt höre ich genauer hin. Ich sehe die Kratzer, die Macken, die kleinen Roststellen – an mir, nicht am Auto. Und irgendwie mag ich sie. Sie erzählen Geschichten, die glatter Lack nie hergeben könnte.

Es ist seltsam, wie man sich selbst erst erkennt, wenn etwas nicht mehr „funktioniert“. Wenn man plötzlich gezwungen ist, stehenzubleiben. Nachzudenken. Zu fühlen.

Apropos fühlen!

Wisst ihr, wie schwierig es ist, Gefühle in Worte zu fassen? Es ist, als würde man versuchen, den Wind in ein Marmeladenglas zu sperren. Kaum glaubt man, ihn gefangen zu haben, ist er schon wieder weg – nur ein Hauch bleibt zurück.

Manchmal denke ich, Worte sind viel zu klein für das, was in uns tobt. Und trotzdem greife ich nach ihnen. Immer wieder. Denn Schreiben ist meine Art zu atmen – vielleicht nicht tief, aber ehrlich.

Es gibt Tage, da fließen die Sätze einfach aus mir heraus: roh, ungeschliffen, echt. Und dann gibt es diese anderen Tage, an denen mich der Cursor nur stumm anblinkt – wie ein sturer Hund, der genau weiß, dass ich ihn zum Laufen bringen will.

Aber so ist das wohl mit Gefühlen: Sie kommen, wann sie wollen. Sie gehen, wie sie wollen. Und manchmal, ganz selten, lassen sie sich in Worte verwandeln – und bleiben.

Arni fährt noch. Ich auch – nur langsamer, bewusster, mit offenen Fenstern und weniger Angst vor Schlaglöchern. Vielleicht ist das das Geheimnis: nicht perfekt fahren, sondern überhaupt weiterfahren.


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